Sonntag, 23. Juni 2013

Schwierige Arbeitssuche für über 50 jährige

Die @NZZ am Sonntag schreibt: Über 50 Jährige finden kaum einen Job. Schwierige Stellensuche ab 50 kann ich bestätigen #nzz . Ich bin Ü50 und war 16 Jahre im gleichen Betrieb in Führungsfunktion als Heimleiter tätig. Mein langes Engagement zahlt sich nicht aus, denn es entspricht kaum dem gewünschten Profil einer Stellenausschreibung. Der Sozialbereich ist unter Druck und es wird überall gespart. Einsparungen können vor allem beim Personal gemacht werden und da sind ältere Mitarbeitende benachteiligt. Die Prioritäten werden heute oft auf eine hochstehende Wirtschaftsausbildung gesetzt mit der Hoffnung, dass Ökonomen die schwierige Lage der Finanzierung meistern. Es stellt sich die Frage, ob dem Kerngeschäft, der sozialen, sozialpädagogischen oder pflegerischen Arbeit und somit den Betreuten genügend Rechnung getragen wird. 
Meine Bewerbungen und ich selber entwickelte ich stetig weiter und das wurde auch attestiert jedoch nicht honoriert. Ihr Rucksack ist sehr gut gefüllt und sie haben viel Erfahrung - oder bei Bewerbungen ohne Führungstätigkeit: Sie sind überqualifiziert. 300 mal wurde schriftlich oder bei Vorstellungsgespräch mündlich nach einer entschuldigung gesucht. Etliche Stellen wurden mehrmals ausgeschrieben - wenn es nicht beim ersten mal klappt dann bleibt die Türe zu.  Nach einem Jahr Stellensuche bist im Gewünschten Gebiet um und bekannt. Es zählt nicht was ich bringe sondern, dass ich eine Chance erhalte. Das Netzwerk wurde das wichtigste Werkzeug - Türöffner damit die Bewerbung zwischendurch mal bei der entscheidenden Person landet und in einem Gespräch über das wirklich entscheidende gesprochen werden kann.
Ich habe wieder einen Job und meine Arbeit gefällt mir wenn auch 1/3 weniger Gehalt. Eine Chance mich weiter zu Entwickeln, neues zu Erfahren, sprachliche Kompetenzen zuzulegen für einen neuen Anlauf. Ich habe ein Ziel und daran arbeite ich.


Freitag, 21. Juni 2013

Rücktritt aus dem Stadtrat der Stadt Bern per 20. Juni 2013

Sehr geehrter Herr Stadtratspräsident
Lieber Ruedi
Geschätztes Ratsbüro
Liebe Kolleginnen und Kollegen,


Mit dem heutigen Tag schliesse ich fast neun Jahre Stadtratstätigkeit ab. Obwohl mich die Rückschau auf Vergangenes immer weniger interessierte und die Jahresberichte eher eine Notwendigkeit der Institution Stadtrat waren, flackern mir einige Flashs der vergangenen Jahre auf. Da sind viele Stadträtinnen und Stadträte sowie Medienleute, die ich in der politischen Auseinandersetzung schätzen und auf Ausflügen persönlicher kennenlernte. Einen Käse mit Ruedi Friedli und Hasim Sancar herzustellen, machte richtig spass. Die sieben Jahre AK und nun eine kurze Zeit in der FSU boten mir die Gelegenheit, einzelne Dossiers vertiefter zu begleiten. Hier entdeckte ich auch meine Interessen an Governance und NPM Themen sowie der ausgelagerten Betriebe, Sozial- und Suchtbereich, Primat der Pensionskasse und natürlich den Betreuungsgutscheinen.

Drei Stadtratsthemen bewegen mich zum Abschied. Ich wünsche mir für den Stadtrat, dass die finanzielle Situation der Stadt mittels Struktur- und Bedarfsanalyse mittelfristig wieder schwarze Zahlen schreibt. Dies hängt stark vom Willen des Stadtrates ab, konsequent die Finanzen anzuschauen und auch unbeliebte Schritte vorzunehmen. Weiter steht seit Jahren eine Corporate Governance Strategie des Gemeinderates an und kommt nicht vom Fleck und nach 10 Jahren NSB (Neue Stadtverwaltung Bern) wäre allenfalls ein Update in Betracht zu ziehen.

Eine berufliche Veränderung vom Lehrlings- und Kita Bereich hin in den Migrationsbereich lässt mich die Prioritäten neu setzen. Eine Reise nach Afrika war mir bisher noch vergönnt. Nun habe ich Menschen aus praktisch ganz Afrika für einige Wochen im Test Bundeszentrum Les Pradières im Neuenburger Jura um mich. Auf 1300 m.ü.M. funktioniert die elektronische Anbindung schlecht und eine zeitgerechte Teilnahme am schnellen Informationsfluss sowie eine Teilnahme an den Sitzungen tagsüber sind mir praktisch unmöglich. Ich habe mich für ein Welschlandjahr entschlossen und verabschiede mich von Euch mit einem herzlichen Dankeschön für die gemeinsame Zeit.

À bientôt



Martin Trachsel